Vergabe News
ITK News
20.07.2023

EIN KOFFER VOLL TABLETS?

Durchdachte Schul-IT braucht mehr!

Schulkinder mit Tablets

Es gibt viele Wege zu einer digitalen Schule. Ein Satz Tablets für eine Klasse ist dabei nur ein Schritt, der passende Koffer zum Laden und Aufbewahren ein weiterer. Konnektivität wird benötigt, z. B. via WLAN, angebunden an ein Schul-Netz, das einen ordentlichen Internet-Zugang bietet. Alles auf jeden Fall wohldimensioniert, gut gesichert und am besten kompetent betreut. Und dabei betrachten wir damit gerade nur einen Aspekt – die Netzanbindung.

Weitere Aspekte sind Apps, Software für Unterricht und Schulorganisation, Datenschutz und IT-Sicherheit, ein Gerätemanagement (MDM), Schulungskonzepte, technische Unterstützung etc.

Medienkonzept

Der erste Schritt, damit überhaupt Geld bewilligt werden kann, ist ein technisch-pädagogisches Medienkonzept, dass jede Schule dem Schulträger und dieser der Landesregierung darlegen muss, bevor die nächsten Schritte gegangen werden können. Die Beantragung von Mitteln aus dem Digitalpakt Schule sollte für die meisten Schulträger aktuell jedoch bereits erfolgt sein.

Durchhaltevermögen und Übersicht sind gefragt

Das Thema gestaltet sich auf jeden Fall vielschichtiger, als man im ersten Moment vielleicht denkt. Erst recht, wenn man die Sicht eines Schulträgers einnimmt. Denn der Schulträger hat viele Schulen, die räumlich über Stadt, Gemeinde oder Landkreis verteilt sind, und die zu verschiedenen Schulformen gehören und damit ganz unterschiedliche Anforderungen an die Schul-IT haben.

Allen Beteiligten wird schnell klar sein, dass ist kein Sprint, sondern erinnert eher an einen Ausdauerlauf. Es wird dementsprechend ein längerer Atem und ein durchdachtes Konzept für die Schul-IT zur erfolgreichen Umsetzung eines Medienentwicklungsplans benötigt. Ausgehend vom Medienkonzept ist der Bedarf an Technik und Dienstleistung zu ermitteln und in ein Umsetzungsszenario zu transferieren. Auf Basis dieser und weiterer detaillierter Planungen kann eine geförderte Digitalisierung zielgerichtet und zukunftssicher umgesetzt werden.

Schuldigitalisierung als Zeichnung (Fokus: Netzwerk, Security, Gerätemanagement und Applikationen)

Fokus Netzwerk

Betrachten wir zunächst das Thema „Netzwerk“ genauer. Für die mobilen Geräte wie ein iPad oder Android Tablet benötigt es typischerweise WLAN, das über einen WLAN-Accesspoint zur Verfügung gestellt wird. Reicht hierzu aber ein mobiler Accesspoint, der mit dem Koffer in die Klasse kommt und dort angesteckt wird? Oder werden fest installierte Accesspoints, die alle betroffenen Räume gut abdecken und fest verkabelt sind, benötigt? Wie viele Accesspoints sind nötig und wo müssen diese angebracht werden?

Dies führt uns gleich zu einem weiteren wichtigen Punkt, der Verkabelung. Gibt es bereits eine ausreichende Netzwerkverkabelung in der Schule oder muss diese neu geplant und verlegt bzw. erweitert werden? Damit ist es aber noch nicht genug. Die verlegten Kabel sollten in einem Netzwerk- oder Serverraum enden. Dort sollte es mindestens einen Switch geben, auf den die Kabel „gepatched“ – also angeschlossen – werden können, und einen Router, der die Verbindung ins Internet (oder in ein Netz des Schulträgers) herstellt. Entscheidend ist auch, ob diese Komponenten ausreichend sind und ob sie den erforderlichen Datendurchsatz ermöglichen. Denn ob einzelne Lehrkräfte, z. B. für Recherchen zur Unterrichtsvorbereitung, und das Sekretariat im Netzwerk unterwegs sind oder mehrere Klassen (schnell über 100 Schüler) parallel auf Cloud-Anwendungen, Internetseiten oder Server zugreifen wollen, macht einen erheblichen Unterschied. Der Zugang zum Internet stellt sich schnell als Nadelöhr heraus.

Im Bereich Netzwerk stellen sich für den Schulträger z. B. folgende relevante Fragen:

  • Realisiert man den Internetzugang lokal für jede Schule oder zentral im Netz des Trägers, an welchem dann alle Schulen angebunden sein müssen?
  • Welche Bandbreite wird für die Anbindung jeder einzelnen Schule und für einen zentralen Internetzugang benötigt?
  • Wie trennt man den Netzwerk-Traffic der Schulen vom internen Netz des Trägers?
  • Sind die Netzwerkkomponenten und Anbindungen ausfallsicher genug?

Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit beenden wir hiermit Mal den Blick auf die Netzwerk-Fragen und widmen uns den anderen Aspekten, um Ihnen einen ersten Gesamtüberblick zu verschaffen.

Fokus Security

Die IT-Security ist ein sehr wichtiger Aspekt der Schul-IT und elementar für die Wahrnehmung der Verantwortung von Schule und Träger für die Schüler in der digitalen Welt. Ganz wichtig ist dabei der Schutz der Nutzer, und damit bspw. das Unterbinden von fragwürdigen, extremen oder gar illegalen Inhalten. Die Kids sollten aber auch nicht einfach beliebige Videos schauen oder Online Games spielen können, anstatt sich am Unterricht zu beteiligen.

Zudem sind selbstverständlich, wie in jeder IT-Umgebung, auch in Schulen Lösungen zur Abwehr von Viren, Malware und ggf. zur Überwachung und Unterdrückung anormaler Aktivitäten erforderlich. Möglicherweise sitzt zudem aber mit dem einem oder anderen Nutzer ja auch ein kleiner „Hacker“ innerhalb der Schul-IT, deren potentiellen Zugriffe es ebenfalls abzuwehren gilt?

Nicht zu vergessen, auch das Identity-Management muss bedacht werden. Ein Klassensatz Tablets, der stundenweise ausgegeben wird, lässt sich vielleicht noch ohne persönliche Accounts betreiben. Aber spätestens bei persönlichen Geräten oder wenn Aufgaben online zugewiesen und erledigt werden sollen und die Ergebnisse online überprüft werden müssen, sind klare Prozesse zur Anlage, Pflege, Absicherung und Löschung persönlicher Accounts und zur Rechtevergabe beim Identity-Management gefragt.

Persönliche Accounts bedeuten zudem immer auch persönliche Daten und erfordern zu deren Schutz die Einhaltung der Vorgaben der DSGVO. Beim Datenschutz in Schulen bilden Betriebsgeheimnissen sicher nicht den Kernpunkt, aber weitere Daten zu schützen, gilt es auch hier (z. B. Prüfungsaufgaben, interne Vermerke oder in Arbeit befindliche Pläne).

Eine gezielt erarbeitete Sicherheitsstrategie bildet eine Grundlage für zukünftige Vorgehensweisen.

Fokus Gerätemanagement

Auch ein Schulbetrieb, der sich auf digitale Medien stützt, muss nicht nur sicher, sondern möglichst reibungslos funktionieren. Egal also ob Tablet, digitale Tafel oder ein anderes digitales Endgerät: Wenn diese nicht stabil laufen, werden sie nicht genutzt! Doch das Betreiben und Warten der Geräte erfordert viel Aufwand, den Informatik-Lehrkräfte oder der Hausmeister nicht im Vorbeigehen leisten können. Hier bietet sich als Lösung ein Mobile-Device-Management-System (MDM) an – auch UEM (Unified Endpoint Management) oder EMM (Enterprise Mobility Management) genannt.

Ist ein Tablet oder ein anderes Gerät erst einmal im MDM registriert, lassen sich alle weiteren Aufgaben remote und sogar weitgehend automatisiert über das System erledigen. Beginnend mit dem Setzen von Einstellungen (inkl. dem Zugang zum WLAN), über die Installation benötigter Apps und Updates, bis hin zu Sicherheitspatches und Aktualisierung des Betriebssystems, lassen sich die unterschiedlichsten Aufgaben über ein MDM planen, erledigen und kontrollieren und so die Einsatzbereitschaft und ein definierter Gerätezustand sicherstellen.

Dazu hat der Administrator an zentraler Stelle mit einem MDM immer den Überblick über alle Geräte, was die Verwaltung – auch einer großen Anzahl von Geräten – sehr effizient ermöglicht. So kann ein MDM zeigen, welche Geräte wo im Einsatz sind, ob die Batterien regelmäßig geladen werden und wann die Batterie-Kapazität zur Neige geht und ein Austausch nötig wird. Weiterhin kann über ein MDM (je nach Anbieter) auch die Nutzung eingeschränkt und der Support unterstützt werden, indem Remote-Zugriff (oder -Ansicht) ermöglicht wird, Daten ausgelesen werden und Dateien heruntergeladen oder ersetzt werden können.

So ermöglicht ein MDM, Management und Support aller Geräte eines Schulträgers zu zentralisieren, und unterstützt die IT-Sicherheit erheblich.

Fokus Applikationen

Die unterschiedlichen Schulformen haben besonders auch in Bezug auf die Software-Auswahl sehr verschiedene Anforderungen. Dabei ist in manchen Bundesländern eine Software-Lösung vorgegeben und in anderen werden Angebote zur Verfügung gestellt oder Empfehlungen ausgesprochen.

Darüber hinaus bietet der Markt eine große Vielzahl von Applikationen und ganzen Lösungspaketen, sowohl für den organisatorischen Bereich mit Stundenplänen, Schülerverwaltung, Kalender, Kommunikation und Zusammenarbeit als auch den pädagogischen Bereich mit Bildungsplan, digitalen Lerninhalten, Hausaufgaben, Referaten, Facharbeiten usw.

Dies jedoch ist ein eigenes „Universum“, dessen Behandlung hier den Rahmen des Artikels sprengen würde. Bei Interesse erstellen wir gern einen eigenen Blog hierzu.

Fazit

Die Voraussetzung für die Umsetzung einer effektiven und effizienten Schuldigitalisierung ist ein wohldurchdachtes, übergreifend erarbeitetes und gut dokumentiertes Konzept für die gesamte Schul-IT, in dem alle Aspekte berücksichtigt und aufeinander abgestimmt sind. Ein Koffer voller Tablets – so marketingtauglich dieses Bild auch sein mag – macht noch lange keine digitale Schule und landet im schlimmsten Fall, ohne passende Schul-IT und funktionierendes Betriebskonzept, nur ungenutzt im Keller.

Sie brauchen Unterstützung bei der Umsetzung Ihres Medienentwicklungsplans oder bei anderen Fragestellungen? Egal an welcher Stelle des Prozesses – Bestandsaufnahme, Analyse, Planung oder Ausschreibung – Sie stehen, DOK SYSTEME steht Ihnen gern zur Seite.

Ralf Gutewort
Lead Consultant 

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